Motor Zeulenroda

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FC Motor Zeulenroda und Rathausspitze einigen sich im Kostenstreit

Im Streit um Betriebskosten haben sich der FC Motor Zeulenroda und die Stadtverwaltung geeinigt. Nach Informationen von MDR THÜRINGEN hat Bürgermeister Nils Hammerschmidt (IWA Pro Region) am Dienstagnachmittag zugesichert, dass die Verwaltung ab Januar die Kosten für Gas und Strom übernimmt. Zuvor hatte der Verein öffentlich mit Auflösung gedroht.

Mehr als 20 Kinder flitzen bei nasskaltem Nieselwetter unter Flutlicht über den Rasen. Sie haben Glück - in beinahe letzter Minute hat sich der Vereinsvorstand mit der Rathausspitze einigen können. Sonst wären im Zeulenrodaer Waldstadion im Dezember die Lichter ausgegangen.

Genau damit hatte der FC Motor Zeulenroda angesichts der gestiegenen Betriebskosten öffentlich gedroht, sogar im Schaukasten gegenüber dem Rathaus auf sein Problem aufmerksam gemacht.

Stadt übernimmt jahrelang keine Betriebskosten

Demnach ist der FC Motor der einzige Verein in Zeulenroda-Triebes, der von der Stadt bei den Betriebskosten einer Sportstätte in öffentlicher Trägerschaft nicht finanziell unterstützt wird. Ein klarer Widerspruch zum Thüringer Sportfördergesetz. Dort heißt es in Paragraf 15: "Die Nutzung der Sport- und Spielanlagen öffentlicher Träger für den Übungs-, Lehr- und Wettkampfbetrieb anerkannter Sportorganisationen, Schulen und Hochschulen ist unentgeltlich zu gewähren (…)."

Und das beinhaltet laut Juristin Anke Schiller-Mönch vom Landessportbund Betriebskosten, Nutzungsgebühren und auch Nebenanlagen, alles "was dazu gehört, um einen ordnungsgemäßen Übungs-, Lehr - und Wettkampfbetrieb durchzuführen. Nicht dazu gehört, meine Mitgliederversammlung dort zu veranstalten, meine Vereinsparty, mein Sommerfest."

Für Vorstand Uwe Grube ist es die Pflicht der Stadtverwaltung, auf die Vereine zuzugehen. Bildrechte: MDR/Franziska Heymann

Die Verträge zwischen Stadt und Verein stammen aus dem Jahr 2003, wurden seitdem immer wieder verändert und ergänzt. Seit 2013 zahlt der Verein die Betriebskosten allein und wird von der Kommune nicht mehr unterstützt. Das ist seit 2019 in dieser Form gesetzeswidrig.

Klar hätte man sich früher einigen können, gibt Vorstandsmitglied Uwe Grube zu. "Aber wir sind durch unsere tägliche Arbeit im Ehrenamt mehr als gefordert. Ich sehe es als Pflicht der Stadtverwaltung, auf die Vereine zuzugehen - aber da ist nichts passiert", erzählt er enttäuscht.

Laut Juristin Anke Schiller-Mönch vom Landessportbund sind Sportanlagen von öffentlichen Trägern kostenfrei bereitzustellen. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Betriebskosten verdoppeln sich ab 2023

Der Vorstand hat ausgerechnet, dass sich die Betriebskosten für Flutlicht, Heizung oder Wasser im kommenden Jahr wohl von 8.000 auf rund 16.000 Euro verdoppeln. Allein aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen kann der Verein die Mehrkosten nicht stemmen. Der ehrenamtliche Vorstand haftet mit seinem privaten Vermögen, wenn etwas schiefgeht.

Seit Mai dieses Jahres hätten die Vorstandsmitglieder sich mehrfach mit der Verwaltung getroffen - ohne Erfolg. "Dieses fehlende Interesse von Seiten der Stadtverwaltung, das wurmt einen schon mächtig, weil wir alle hier viel Zeit reinstecken und auch keine Wertschätzung dafür erhalten", berichtet Grube missmutig. Deshalb auch die öffentliche Drohung in sozialen Medien, Zeitung und Radio.

"Wir wussten uns nicht anders zu helfen, auch wenn es wehgetan hat", sagt Grube und erinnert sich an die Mitgliederversammlung Mitte November: "Für die älteren Mitglieder war es schrecklich. Die sind 30, 40, 50 Jahre im Verein, wir wollten den Verein nicht dem Tode weihen und den Kampf gemeinsam durchziehen." Doch ohne Einigung mit der Stadt "wäre der Verein verschwunden mit Nachwuchs und den anderen Mannschaften insgesamt rund 180 Mitglieder", sagt Grube.

Eine Handvoll ähnliche Fälle in Thüringen

Die Zeulenrodaer Fußballer sind nicht die einzigen in Thüringen mit diesem Problem. Beim Landessportbund liegt aktuell etwa eine Handvoll ähnlicher Fälle auf dem Tisch, wo Vereine und öffentliche Träger sich um die Betriebskosten streiten. "Das ist jetzt im Zuge der Energiekrise noch einmal stärker hochgekommen", erzählt Anke Schiller-Mönch. Dazu gebe es einige Vereine und Kommunen, die sich beim LSB Hilfe holen, um gesetzeskonform zu agieren.

Am Dienstagnachmittag setzten sich Verein und Stadtverwaltung zusammen, unterstützt vom Landessportbund. Nach dem gut einstündigen Gespräch treten Vorstand und Verbandsjuristin sichtbar entspannt aus dem Rathaus. Bürgermeister Nils Hammerschmidt (IWA Pro Region) hat ihnen zugesichert, dass die Stadt ab Januar die Betriebskosten im Waldstadion übernimmt.

 Bürgermeister Nils Hammerschmidt sichert dem Fußballverein die Übernahme der Betriebskosten zu. Bildrechte: MDR/Franziska Heymann

"Da ist für die Zukunft mündlich eine gute Lösung verabredet. Jetzt muss das nur noch so zu Papier gebracht werden", freut sich LSB-Juristin Schiller-Mönch. Und Vorstand Grube ist sicher: "Ohne die Hilfe vom Landessportbund wären wir wohl nicht so weit, da wurde der Stadt nochmal klar gezeigt, dass sie um ihre Verantwortung nicht umhinkommt."

Bürgermeister Hammerschmidt wollte sich trotz mehrfacher Anfragen von MDR THÜRINGEN nicht zu dem Fall äußern. Vorstand Grube hofft nun, dass die mündliche Absprache eingehalten wird.

𝐁𝐞𝐫𝐢𝐜𝐡𝐭: 𝐌𝐃𝐑/𝐅𝐫𝐚𝐧𝐳𝐢𝐬𝐤𝐚 𝐇𝐞𝐲𝐦𝐚𝐧𝐧